jetzt beginnt der Flächenbrand

[Olut]

Hallo Kollegen,

Nachdem ich ja heil aus Tunesien raus bin, aber in etwa vier bis sechs Wochen dort wieder dienstlich hin sollte (mit LC), beobachte ich natürlich genau, was da los ist. Wie befürchtet, beginnt jetzt ein Flächenbrand, nur Libyen und Marokko scheint derzeit in Schlagdistanz ruhig zu bleiben.

Tunesien kommt nicht zur Ruhe, in Algerien brodelt es schon seit 20 Jahren, jetzt halt etwas rescher, Ägypten ist ab sofort no-go.

...und wenn man nicht aufpasst, dann passiert das mit dem LC200....

[George]

Aegypten, das bevölkerungsreichste Land Nordafrikas (83 Mil.) ist eine andere Dimension als Tunesien.
Hoffen wir, das es einigermassen friedlich abläuft und das mit der Revolte gerechtere Zustände erreicht werden können.
An ein worst case mag man gar nicht denken. Da sind ein paar brennende Autos und ein zurückgetretener Mubarak Kleinigkeiten....

Gruss

[lehencountry]

Auch in Jordanien und Yemen regt sich Widerstand.
In der Tat, diesmal wird es ein gewaltiger Flächenbrand, wird sich aber wohl auf die armen Araberstaaten beschränken.
In Saudi Arabien, Oman und die VAE haben die Leute keinen Anlass zur Revolte.
Wenn Mund und Magen voll mit Dollar ist, hat man keine Lust zu demonstrieren.
Aber sorglos schlafen können deren Herrscher auch nicht mehr.

[RobertL]

In Saudi Arabien, Oman und die VAE haben die Leute keinen Anlass zur Revolte.

Ach ja?
http://www.orf.at/#/stories/2039122/

...und wenn man nicht aufpasst, dann passiert das mit dem LC200....

Nach Angaben des ORF ist dieses Bild aus dem Libanon und nicht aus Ägypten
http://www.orf.at/stories/2039073/2039071/

[ochim1103]

Aegypten, das bevölkerungsreichste Land Nordafrikas (83 Mil.) ist eine andere Dimension als Tunesien.
Hoffen wir, das es einigermassen friedlich abläuft und das mit der Revolte gerechtere Zustände erreicht werden können.
An ein worst case mag man gar nicht denken. Da sind ein paar brennende Autos und ein zurückgetretener Mubarak Kleinigkeiten....

Gruss

Zitat: "..ist eine andere Dimension als Tunesien.".
Das musst du mal erklären, Georg! Eine Diktatur schlimmer als die erste (Tunesien).

[lehencountry]

Der Emir von Kuwait hat die Hosen voll und versucht schon mal die Lage zu entschärfen.
ARD schreibt:

Jubiläums-Geldregen für alle Kuwaitis
50 Jahre Unabhängigkeit, 20. Jahrestag der Befreiung und fünf Jahre Regentschaft des Emirs: Kuwait hat viel Grund zum Feiern. Der Emir zeigte sich deshalb großzügig und schenkte jedem Kuwaiti umgerechnet 2600 Euro.
Durch die Entscheidung des Emirs erhält jeder Kuwaiti einmalig 1000 Dinar, umgerechnet rund 2600 Euro. Jeder Kuwaiti - das bedeutet auch Neugeborene, die bis zum 1. Februar auf die Welt kommen. Eine Zeitung riet deswegen ihren schwangeren Leserinnen, die Geburt rechtzeitig einzuleiten. Ein Vorschlag, der nicht nur scherzhaft gemeint war.
Zusätzlich zum Geldbetrag gibt es bis Ende März kommenden Jahres alle Grundnahrungsmittel umsonst. Allerdings gehen Ausländer, die in Kuwait leben, leer aus.
Insgesamt wird Kuwait für das Geschenkpaket 3,7 Milliarden Euro ausgeben.

Und Yemen hat auf Grund der Demonstrationen kürzlich die Steuern halbiert.

Also Leute raus auf die Straßen, wir müssen nur viel genug sein und richtig laut. Vielleicht fangen dann Finanzminister & Co zu grübeln an. Was haben bei uns lange Verhandlungen an Steuererleichterungen gebracht ? - 36,- im Jahr, im Monat also 3 Euro mehr.

[landcruiser]

Kuwait und den Jemen in diesen Zusammenhang in einem Atemzug zu nennen ist schon, sagen wirs mal vorsichtig, etwas interessant ....

[RobertL]

Algerien ist dran http://www.orf.at/#/stories/2039285/

[George]

Zitat: "..ist eine andere Dimension als Tunesien.".
Das musst du mal erklären, Georg! Eine Diktatur schlimmer als die erste (Tunesien).

Nein, erstmal von der Grösse des Landes, der Bevölkerung. Die Wichtigkeit in der Region, wichtigster regionaler Verbündeter der USA (Militärhilfe 1,5 Milliarden US$)
Bei den letzten Wahlen 2007 sind die Islamisten um ihren Wahlerfolg beschissen worden und seit dem sind sie im politischen System verboten. Das die damit nicht einverstanden sind ist verständlich.
Bürokratie, Korruption, Armut und Elend, grosse soziale Unterschiede zwischen den Bevölkerungsschichten fördern die Ungerechtigkeiten und das Beispiel Tunesien macht natürlich Schule.
Die Bevölkerung Aegyptens und anderer Staaten hat Lunte gerochen und wird nicht eher locker lassen, bis die Regierung weggeputzt ist.
Zu hoffen ist, dass Chaos und Instabilität nicht noch schlechtere Zustände bringen werden wie damals in Afghanistan.
Am Beispiel Tunesien habe ich zwar bis jetzt gestaunt, wie beharrlich und mündig die Bevölkerung es bis jetzt geschafft hat ihr Ziel zu verfolgen. Hut ab!
Die grösste Bewährungsprobe steht aber noch bevor......
Auf jeden Fall verdienen die Tunesier und Aegypter meinen vollen Respekt, weil sie ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen haben!

Gruss

[George]

Algerien ist dran http://www.orf.at/#/stories/2039285/

Hoffen wir, dass es nicht zu blutig wird, in Algerien geht es immer brutaler und blutiger zu als anderswo.

Gruss

[lehencountry]

Wenn man die Statements von Obama und Westerwelle hört, werden die Menschen in Ägypten ermuntert.
Insofern, und so kristalisiert sich das in den letzten Tagen heraus, steht nun keine Regierung im Nahen Osten auf sicheren Beinen.
Fluch und Segen
Vor 20 Jahren hätte jedes dieser Länder Unruhen noch im Ansatz ersticken können, ohne das westliche Mächte an die Menschenrechte appellierten. Neue Medien wie Internet und Handy lassen die Stimmen der Revolutionierenden weltweit nicht so schnell verhallen. Ich glaube, auch hier zeigt die mediale Globalisierung, dass Diktatoren sich nicht mehr so leicht halten können, wie es früher möglich war.
Auch Fidel Castro hatte kürzlich zugegeben, das Kuba aus den Fehlern der Vergangenheit lernen muss, um zu überleben - Kuba öffnet sich zur Markwirtschaft.
Kann mir vorstellen, dass sich die Unruhen in den arab. Staaten noch länger hinziehen werden und eine unsichere Zeit bevorsteht. Und nächste Woche schon, könnte der Ölpreis steigen.
Ein grosser Faktor der Unsicherheit dürften jene Staaten werden, die bisher auf Seite der USA waren.
Die ganze Nahost-Politik beginnt sich neu auszurichten und zu reformieren. Vor allem Israel und USA werden dies sicher mit grosser Sorge betrachten. Da würde auch ein Henry Kissinger nichts mehr ausrichten.
Allen ist Bang um das liebe Öl und die schnuckeligen Elektro-Autos können immer noch nicht einen Pferdeanhänger über 500km ziehen.
Ich würde jetzt gerne die Nachrichten vom Sommer 2011 hören. ????????

[Olut]

Angesichts des jetzt beginnenden Touristen-Exodus aus Ägypten hätte Tunesien jetzt eine einmalige Chance:

Die Interimsregierung hat angesichts der wenigen verbleibenden Wochen bis zur Neuwahl der Regierung wenig Speilraum für gestalterische Gesetzgebung. Daher sind die jetzt geführten Scharmützel einiger Demonstranten ziemlich überflüssig. Stattdessen könnte jetzt Tunesien demonstrativ der Welt zeigen, bei uns läuft die Revolution beinahe ohne Anarchie ab, wir verhalten uns zivilisiert und reif und zeigen, daß ab sofort alle Besucher Tunesiens willkommen und sicher sind und sich Tunesien hier grundlegend anders als Agypten verhält. Dazu bedarf es natürlich der Reife aller Tunesier.

Der Mafia-Clan-Oberboss der Tribelsis hat noch die Chuzpe in Montreal um Asyl anzusuchen, seine Auslieferung gestützt durch den internationalen Haftbefehl würde auch Tunesien viel Vetrauen in rechtsstaatliche Prinzipien schenken.

Nach letzten Informationen aus Tunesien ist das Gefahrenpotential derzeit bei 30% im Vergleich zum Status als Ben Ali das Land verlassen hat. Die Eigentumskriminalität hat allerdings zugenommen.

Besten Gruß
Albert

[Plastic Bertrand]

@Lehencountry: das Eingeständnis von Fidel ist nichts anderes als die Erklärung der Staatspleite ohne die Erwähnung derselben. Die Öffnung zur Marktwirtschaft besteht doch im wesentlichen darin, daß das Kleinunternehmertum zugelassen wird. Darauf sind die zu Zigtausenden entlassenen Staatsdiener auch angewiesen. Es gibt Geschäftsideen wie z.B. - bitte nicht lachen - ich gehe für meine älteren Nachbarn einkaufen und trage denen die Sachen nach Hause.

Aber immerhin ist anerkennenswert, daß Fidel Castro ein öffentliches Anerkenntnis liefert.

Das Leben bleibt spannend, die Welt ist im Umbruch...........

[Onkelchen]

nur Libyen und Marokko scheint derzeit in Schlagdistanz ruhig zu bleiben.

Hmmm ...

das deute ich aus diesem Film ein wenig anders:

http://www.youtube.com/watch?v=WEnvJTOTIVs

(Youtube embedding funktioniert anscheinend noch nicht)

Viele Grüße
Onkelchen

[RobertL]

Allen ist Bang um das liebe Öl und die schnuckeligen Elektro-Autos können immer noch nicht einen Pferdeanhänger über 500km ziehen.

Reiten die Biester - nicht ziehen!!

nur Libyen und Marokko scheint derzeit in Schlagdistanz ruhig zu bleiben.

Hmmm ...

das deute ich aus diesem Film ein wenig anders:

http://www.youtube.com/watch?v=WEnvJTOTIVs

(Youtube embedding funktioniert anscheinend noch nicht)

Viele Grüße
Onkelchen

Ob das tatsächlich Szenen aus Libyen sind kann man wohl nur schwer feststellen. Einige Youtube Postings bestreiten das .