Von Jordanien über den Irak in die Türkei

Alles rund um die Reise
BimJoh
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Von Jordanien über den Irak in die Türkei

Beitrag von BimJoh »

Hallo zusammen! Wir (Johannes 35, Michaela 33 und unser Sohn, Österreicher) möchten gerne etwas ausführlicher über unsere Fahrt von Jordanien durch den Irak zurück in die Türkei berichten, es ist mittlerweile ja doch eine interessante Alternativroute von der arabischen Halbinsel geworden.

Wir sind am 2.4.2023 in den Irak eingereist. Am Vortag sind wir am Nachmittag bis direkt an die Grenze gefahren und haben dort übernachtet. Die Grenzposten haben es direkt angeboten. Standen somit erste Reihe und hatten eine gute Zeit mit ein paar LKW Fahrern an der Nebenlinie. Die Nacht war relativ ruhig, länger Hundegebell aber zum Aushalten. Nachts sind einige Autos angekommen, ich glaub in Summe waren wir bei Grenzöffnung um acht Uhr ca. 15 Autos. Die jordanische Ausreise ging schnell. Es müssen pro Person 10 JOD und pro Auto 25 JOD Ausreisesteuer bezahlt werden. Das Carnet wurde sofort dort wo wir die Ausreisesteuer bezahlt haben gestempelt. Da gibt es aber auch Berichte von anderen, dass dies nicht passiert sein soll. Nach einer halben Stunde waren wir an der Grenze zum Irak. Zuerst werden am Balken in einem kleinen Häuschen die Passdaten eingetragen. Dann fährt man ein gutes Stück weiter. Wir sind einfach einem anderen irakischen Auto nachgefahren, es ist nicht genau angeschrieben. Man kommt zu den Grenzbüros.
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BimJoh
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Re: Von Jordanien über den Irak in die Türkei

Beitrag von BimJoh »

Das Auto wurde hier etwas genauer angesehen, einer ist in die Kabine reingestiegen und hat dort und da etwas aufgemacht. Danach fährt man ein paar hundert Meter weiter zu einem Gebäude an der rechten Seite (groß, mit Garten davor) dort gibt es im Gebäude links hinten ein Büro an dem wir das Carnet benötigt haben. Ab diesem Zeitpunkt hatten wir einen Fixer (war von selbst zur Stelle) der mit meinem Partner gemeinsam alle acht Stationen durch ist. Ich und unser 3jähriger Sohn konnten in der Zwischenzeit vor dem Gebäude spielen. Alle waren sehr bemüht und freundlich. Man kann es wohl alleine auch machen, uns war es der Fixer wegen dem Zeitfaktor mit 30$ wert (im Vorhinein vereinbart). Man muss eben acht Stationen durchlaufen, die nicht einfach zu finden sind. Für das Auto haben wir bezahlt: 100$ TIP, 30$ Versicherung, 15$ Road Tax (?). Nach gut zwei Stunden sind wir alle zum Immigration Büro. Das ist links vom Platz an dem das Auto bei der Einfahrt gecheckt wird. Dort sind 77$ pro Person fürs Visa fällig. Das Visa wird im Pass eingeklebt. Danach haben wir zum Normalkurs (Tageskurs 1490 IQD für 1 $) in einem der Shops Geld gewechselt. In Summe haben die Grenzformalitäten im Irak also drei Stunden gedauert.
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BimJoh
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Re: Von Jordanien über den Irak in die Türkei

Beitrag von BimJoh »

Bei der Ausfahrt an der Grenze wurde nochmal ins Fahrzeug geschaut. Auch Selfies wollten sie dort machen. Sie haben eine große Freude, auf Fragen nach Selfies darf man sich an vielen Checkpoints einstellen. Kurz nach der Grenze ist der erste Checkpoint. Dort mussten wir ca. 10 Minuten auf die erste Eskorte warten. Nach knapp 20 Kilometern wurde gewechselt unter einer Brücke. Der Wechsel dauerte eine gute Stunde und der Militari wär am Ende am liebsten durchs Telefon gesprungen weil niemand gekommen ist um uns abzuholen. Hat sich dann nochmal entschuldigt bei uns. Mit der nächsten Eskorte konnten wir mit 100 kmh recht schnell fahren und einen Checkpoint rasch passieren. Dann nochmal Wechsel. Wartezeit dieses Mal knapp 15 Minuten. Die Eskorte fuhr dafür mit 50-60kmh echt langsam. Wir wurden nach insgesamt ca. 80 Kilometern Eskorte freigelassen. Hier gibt es unterschiedliche Berichte. Manche wurden gar nicht eskortiert, andere mehr als 350 Kilometer. Ab diesem Zeitpunkt kann man, wenn man ohne Eskorte ist schnell fahren (Einheimische fahren mit rund 140 Sachen bis Baghdad, wir fahren nicht schneller als 100kmh). Die Straße ist recht in Ordnung. Es gibt natürlich Schlaglöcher, wenn größere Schäden vorhanden sind, wird meist mit Reifen kurz davor gewarnt. Es ist eine eintönige Strecke, alle paar Kilometer Militärposten und viele ausgebrannte Fahrzeuge. Wir hatten bis zum städtischen Bereich insgesamt acht Checkpoints. Wenn man rund 200 Kilometer vor Baghdad (Entfernung zum Zentrum) schon in der Finsternis an einem großen Checkpoint ankommt, kann es sein, dass man dort übernachten muss/darf. Bei uns war es kurz vor 18 Uhr und noch hell. Dort gibt es anscheinend auch das erste Mal Diesel. Wir sind weiter. Sobald es dunkel ist, ist es nicht mehr lustig in der (Vor-) Stadt zu fahren. Keine Straßenbeleuchtung, keine Straßenmarkierungen, viel Verkehr, schlechte Straßen. Wir hatten innerstädtisch noch drei Checkpoints, an denen es etwas chaotisch zugeht weil viel los ist. Hat aber überall nicht länger als 10 Minuten gedauert. Um kurz nach 20:30 Uhr sind wir beim bewachten Parkplatz "Palms of Bagdad" angekommen, wo man (aktuell) gratis übernachten darf. Es ist auch für LKWs genug Platz. Wir waren also für die 550 Kilometer von mittags kurz vor 12 Uhr bis 20:30 Uhr unterwegs. Wir waren froh die gesamte Strecke an einem Tag gemacht zu haben und haben einen Tag in Baghdad gerastet. Danach sind wir über Samarra, Tikrit und Kirkuk in einem Tag nach Erbil. Immer wieder Checkpoints, die zwischen 5 und 10 Minuten dauern. Immer freundlich und korrekt. Die "Einreise" nach Kurdistan ging sehr schnell und dauerte vielleicht 20 Minuten. Danach ist man als Tourist wieder "frei". Einige andere sind direkt über Mossul und von dort nach Kurdistan. Ebenso kein Problem.
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BimJoh
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Re: Von Jordanien über den Irak in die Türkei

Beitrag von BimJoh »

Bezüglich Diesel würden wir auf jeden empfehlen für die Strecke bis Baghdad genug zu tanken. Es gibt für Privatpersonen eigentlich keinen Diesel. Wir haben in Baghdad an einer kleinen Tankstelle nahe des Aqarquf Ziggurats 40 Liter Diesel um den Normalpreis von ca. 0,26€ pro Liter bekommen. Danach haben wie erstmals kurz vor Erbil wieder getankt (kostet dort im Schnitt ca. 0,53€) weil die größeren Tankstellen dazwischen entweder gut überwacht waren oder die kleineren keinen Diesel hatten. Der Diesel in Kurdistan roch immer ein wenig wie Heizöl. Unserem Landcruiser schmeckte er trotzdem ;)
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BimJoh
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Re: Von Jordanien über den Irak in die Türkei

Beitrag von BimJoh »

Wir waren dann noch vier Tage in Kurdistan und haben uns sehr wohl gefühlt. Es ist ihm Frühling wunderschön grün. Auf Müll muss man sich natürlich wie überall in diesen Ländern einstellen. Es gibt auch dort Checkpoints, meistens aber gar kein oder nur ein kurzer Check des Passes und die Frage woher/wohin.
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BimJoh
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Re: Von Jordanien über den Irak in die Türkei

Beitrag von BimJoh »

Ausreise aus dem Irak dauerte rund zwei Stunden, davon ca. eineinhalb Stunden Wartezeit beim Auto (viele Autos mit "Schmugglern"). Ebenfalls alles freundlich und korrekt. Man braucht unbedingt eine Passenger List genannt "Lista". Die bekommt man gleich nach der Einfahrt zu den Grenzbüros an einem kleinen weißen Gebäude mit kleinem Fenster (dort wo auch alle anderen Fahrer hinlaufen, bei Unsicherheit einfach jemanden fragen der mit mehreren Pässen in der Hand herumläuft). Kostete uns 2000 IQD also rund 1,33€. Danach ist alles sehr klar, wenn nicht wird man genau angewiesen wohin man muss.
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BimJoh
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Re: Von Jordanien über den Irak in die Türkei

Beitrag von BimJoh »

Einreise in die Türkei war mit viel Wartezeit verbunden und dauerte gut 3 Stunden. Es wird richtig offensichtlich geschmuggelt, was für uns eine ganz neue Erfahrung war. Meinem Partner wurde einfach ein Sack Zigaretten in die Hand gedrückt als er das Drehkreuz passiert hat. Am WC konnte er einen älteren Herrn in weiter kurdischer Kleidung beobachten, der die Schmuggelware mit Frischhaltefolie an seinen Beinen befestigt hatte. Ein anderer Mann hat den Beamten, der unser Autos durchsucht hat angebettelt, dass er mir einen Sack Zigaretten mitgeben kann. Mich hat er nicht gefragt ob mir das recht ist, aber der Beamte ließ es eh nicht zu.Wir mussten zum Abschluss zum röntgen, was ebenfalls Zeit kostete. Also es muss wahrscheinlich nicht immer so lange dauern. Wir waren mit fünf Stunden aber ganz gut im Schnitt, es gibt Berichte, da haben Reisende fünf Stunden alleine auf der Brücke gewartet. Alles in allem wars nur viel Warterei und ziemlich interessant
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BimJoh
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Re: Von Jordanien über den Irak in die Türkei

Beitrag von BimJoh »

Wir sind dankbar, dass die Durchfahrt durch den Irak so gut geklappt hat und hätten keine Bedenken es wieder so zu machen. Die Hauptrouten wirken wirklich sehr gut abgesichtert, da kann man eh nicht aus und sollte man wahrscheinlich auch nicht. Ein für uns sehr besonderer Ort war Lalish in Kurdistan mit dem Heiligtum der Jesid*innen. Wir konnten dort viel über die Verfolgung ab 2014 durch den IS und das heutige Leben der Geflüchteten im Irak erfahren. Die Menschen waren unglaublich freundlich und offen, ganz viele gerade aus Deutschland das erste Mal wieder im Land. Daher war es einfach sich zu unterhalten, sie sind sehr stolz auf ihre Deutschkenntnisse und natürlich auch auf ihre Kultur. Unbedingt OHNE Schuhe den Ort betreten und auf keine Türschwelle treren. Frauen müssen kein Kopftuch tragen, die Jesidinnen tragen keines, nur wenn sie traditionelle Kleidung anziehen. Am besten jemanden fragen, der einem etwas über den Ort erzählen kann und einen herumführt. Das geht ganz leicht, wir wurden mehrmals angesprochen ob wir uns auskennen und Hilfe brauchen
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BimJoh
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Re: Von Jordanien über den Irak in die Türkei

Beitrag von BimJoh »

Entschuldigt die vielen Posts, aber anders hab ich es gerade nicht hinbekommen
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Bondgirl
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Re: Von Jordanien über den Irak in die Türkei

Beitrag von Bondgirl »

Vielen lieben Dank für den ausführlichen, sehr interessanten und informativen Bericht!
Gruß,
die Anna

Defender 130 Puma mit Ortec Kabine "Bender" 2015
Defender 90 300Tdi Softtop "Bitzer“ 1996
Defender 130 300Tdi "Dreiraum" 1996

https://www.youtube.com/user/Dreiraum/videos

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rennrainer
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Re: Von Jordanien über den Irak in die Türkei

Beitrag von rennrainer »

Vielen Dank fürs Teilen - super interessant.
Bin vor vielen Jahren mehrfach in Jordanien (Petra, Wadi Rum und so..) gewesen, versehentlich (ohne GPS im Sandsturm) auch mal kurz im Irak.
Habe die Menschen (auch die Grenzer) immer als freundlich und hilfsbereit erlebt.
Mal schauen - vielleicht zieht es mich auch noch mal da hin...wollte immer mal auf dem Landweg in die Türkei und dann weitersehen...
Angst allein macht auch nicht glücklich.

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BimJoh
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Re: Von Jordanien über den Irak in die Türkei

Beitrag von BimJoh »

Sehr gern, dafür gibts ja solche Foren.

DANKE Alex dafür.
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Marco Innocenti
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Re: Von Jordanien über den Irak in die Türkei

Beitrag von Marco Innocenti »

hallo, danke für die information, ich würde gerne das gegenteil machen, aus der türkei-irak-jordanien und arabien, aber sie sagen mir, dass es in kurdistan nicht möglich ist, ein irak-visum für den norden zu bekommen, meinst du?
Danke
ciao Marco, Italy
GRJ78 MY2022

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BimJoh
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Re: Von Jordanien über den Irak in die Türkei

Beitrag von BimJoh »

Hallo Marco,
ich sehe da eher das Visa-Problem für den südlichen Teil des Iraks.
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Landkind70
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Re: Von Jordanien über den Irak in die Türkei

Beitrag von Landkind70 »

Vielen Dank fürs Teilen. Wir stecken noch bin der frühen Planung und somit absorbieren wir alles zu diesem Thema. Sehr hilfreich :D
...Landcruiser...


VG Burkhard

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