Oldtimer-Käufer werden immer jünger

Wenn man sich auf Klassik-Veranstaltungen so umschaut, kann man manchmal schon ins Grübeln kommen: Wer soll das alles denn bezahlen? Und wo bleibt da der Nachwuchs? Wer von der “jüngeren Generation” hat überhaupt noch Bock, an alten Autos zu schrauben, geschweige denn irgendeine emotionale Verbindung zu diesem Thema?

Aber man darf sich da nicht täuschen lassen: Was auf der Retro Classics in Halle 1 oder bei der Silvretta Classic in der Starterliste steht, ist alles andere als repräsentativ: Das ist nur die berühmte Spitze des Rostberges, der größte Teil davon spielt sich nämlich “unterm Radar” ab. Bei kleinen Treffen und Ausfahrten, in Clubs oder lockeren Gemeinschaften, in Foren, Gruppen und auf sozialen Medien…oder auch einfach “nur so”. Auch wenn wir uns (berechtigterweise) Gedanken machen, wie die mit Elektronik vollgestopften Plastikschüsseln der heutigen Zeit in zwanzig Jahren noch Klassiker werden sollen (und nicht nur unbewegliche Standmodelle), so liegt die große Chance der aktuellen Oldtimer-Entwicklung doch ganz woanders: Derzeit werden nämlich die Volumenmodelle der 80er und 90er Jahre immer interessanter. Das ist ein Ergebnis der Studie „Classic Cars – Milliarden-Markt im Wandel“ der Unternehmensberatung BBE Automotive.

Gekauft werden auch die Großserienfahrzeuge der Vergangenheit aus den gleichen emotionalen Gründen wie teurere Oldtimer: Spaß am Fahren, Erinnerung an alte Zeiten. Die Ausgabebereitschaft beim Erwerb dieser Klassiker ist aber begrenzt. Die BBE-Studie zeigt gleichzeitig eine Abkühlung der Verkaufspreise von Oldtimer der Premiummarken. Die Angebotspreise für Klassiker wie den Mercedes SL und den Porsche 911er sind unter Druck. Bei historischen Volumenmodellen wie dem VW Käfer werden hingegen Preissteigerungen beobachtet.

Der Markt für echte Classic Cars umfasst laut der Studie rund 2,2 Millionen Fahrzeuge. Diese Oldtimer ab 30 Jahren und die in der Freizeit genutzten Youngtimer ab 20 Jahren stehen in Summe für ein Marktvolumen von etwa 10 Milliarden Euro. Die Zahl der Classic Cars in diesem Markt wird insbesondere durch preiswertere Fahrzeuge wachsen. Stagnieren wird jedoch das Marktvolumen, da jüngere Besitzer weniger Geld für Oldtimer ausgeben. Sorge um den Nachwuchs haben die Autoren allerdings nicht. So zeigt auch die IfD-Allensbach Oldtimer-Studie, dass sich 15 Millionen Menschen in Deutschland für Oldtimer interessieren.

Mit mehr als 50 000 Fahrzeugen ist und bleibt der VW Käfer das volumenstärkste Oldtimermodell. Es folgt der Mercedes-Benz W 123. Mit dem VW Golf, dem 3er BMW und der Mercedes-Benz E-Klasse (W 124) stehen Newcomer bereit, die mit hohen Stückzahlen in das Segment der über 30-jährigen nachrücken. Insgesamt wird das Oldtimersegment von deutschen Marken dominiert, 70 Prozent aller Oldtimer ab 30 Jahre tragen ein deutsches Markenlogo. Es folgen die italienischen Marken mit einem Anteil von 7 Prozent, gefolgt von britischen und US-amerikanischen mit 6 Prozent sowie französischen Marken mit einem Anteil von 5 Prozent.

Die Studienautoren erwarten für die kommenden Jahren einen jährlichen Zuwachs um etwa 70 000 Fahrzeuge, die den Sprung über die 30-Jahre-Hürde schaffen. Neben den Premiumfabrikaten sind das besonders oft Cabrios, Coupés und Sportwagen, aber auch die ehemaligen DDR- bzw. osteuropäischen Marken, die über eine eingeschworene Community verfügen.

Untersucht wurde auch die regionale Verteilung der Young- und Oldtimer. Oldtimer-Hochburgen liegen eindeutig in kaufkraftstarken Regionen. Die deutsche Oldtimer-Hauptstadt ist mit fast 20 000 angemeldeten Oldtimern München. Hier liegt der Anteil am Gesamt-Pkw-Bestand bei 2,7 Prozent gegenüber 1,5 Prozent bundesweit. Überdurchschnittlich hohe Anteile sind auch im Rhein-Kreis Neuss, in Mannheim und im Landkreis Offenbach zu finden.

Für die neue Studie „Classic Cars – Milliarden-Markt im Wandel“ hat die Unternehmensberatung BBE Automotive den Markt für Youngtimer und Oldtimer untersucht. Getragen wird die Studie vom Verband der Automobilindustrie (VDA), vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) und dem Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK). Weitere Studienpartner sind der Automobilclub von Deutschland (AvD), FSP/TÜV Rheinland, Bosch, Vredestein, Württembergische Versicherung, Classic Data, Oldtimermarkt und Santander, die zur aktiven Mitarbeit an dieser Studie gewonnen werden konnten. Die komplette Studie wurde veröffentlicht bei www.kfzgewerbe.de. (ampnet/Sm)

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