Deutschlands führende Unfallforscher sehen große Chancen, die Zahl der bundesweit im Straßenverkehr getöteten Fußgänger in den kommenden Jahren deutlich zu reduzieren. Voraussetzung dazu sei eine schnelle Durchdringung des Marktes mit Fahrzeugen, die über Notbremssysteme mit Fußgängererkennung im Front- und Heckbereich verfügen. Dies erklärten Experten beim Unfallforschungs-Symposium (UFO) der ADAC Stiftung, das am Mittwoch und Donnerstag in der ADAC-Zentrale in München stattfand.
2017 rechnen Unfallforscher mit rund 500 getöteten Fußgängern auf Deutschlands Straßen. Wenn alle zugelassenen Pkw aktive Fußgänger-Schutzsysteme hätten, könnte die Zahl sofort halbiert werden – zu diesem Schluss kommt eine beim Symposium vorgestellte Potentialabschätzung der Verkehrsunfallforschung an der TU Dresden (VUFO). Wegen der vergleichbar langsamen Erneuerung des Fahrzeugbestandes dauert die Marktdurchdringung jedoch viele Jahre. Daher sprechen sich die Experten für eine schnelle und verpflichtende Einführung derartiger Systeme in allen neu zugelassenen Pkw aus.
Für die Potentialanalyse wurden über 20.000 Unfälle mit Personenschaden ausgewertet. In rund 70 Prozent der Fälle hatten schwerstverletzte oder getötete Fußgänger eine Kollision mit einem Pkw – meistens im Frontbereich. In mehr als 12 Prozent der Fälle war es zu einem Zusammenstoß mit einem Lkw gekommen, in 8 Prozent der Fälle mit einer Straßenbahn. Auffällig zeigen sich auch Heckkollisionen, bei denen vor allem ältere Fußgänger schwere oder gar tödliche Verletzungen erleiden.
Mehr als jeder zweite schwerstverletzte Fußgänger trägt Verletzungen der unteren Extremitäten, besonders Hüfte und Oberschenkel, davon. In mehr als 40 Prozent der Fälle sind der Kopf und das Gesicht betroffen. Etwa jeder Dritte hat schwere Brustverletzungen.
„Wir freuen uns, dass wir die in der Unfallforschung führenden Expertengruppen fachübergreifend an einen Tisch bringen konnten – von der Fahrzeugtechnik, über die Straßenverkehrsinfrastruktur, die Verkehrspsychologie bis hin zum medizinischen und technischen Rettungswesen“, sagt Dr. Andrea David, Geschäftsführerin der ADAC Stiftung. „Damit haben wir das Ziel des Symposiums erreicht, den Expertendialog zu fördern und Impulse in die Forschung zur Verbesserung der Verkehrssicherheit zu setzen.“
Das UFO-Symposium mit rund 130 Teilnehmern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich war die erste Fachveranstaltung der neuen ADAC Stiftung.
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