CNG-/Erdgas-Umbau am Land Cruiser 90

Text und Fotos: Eric Schmidt

Moin!

Nach langem Überlegen habe ich mich dazu entschlossen, meinen Cruiser auf bivalenten Gasbetrieb umbauen zu lassen. Der Auslöser dafür waren natürlich die immer mehr steigenden Spritpreise. Bei einem Verbrauch von ca. 14 Liter / 100 km macht sich das ziemlich bemerkbar. Ein schöner Nebeneffekt bei CNG ist natürlich auch der geringere Schadstoffausstoß – so tut man nebenher noch was für die Umwelt.

Bekanntlich gibt es zwei Alternativen: Autogas (LPG) oder Erdgas (CNG).

Es gibt für beide Arten des Umbaus eine Menge Vor- und Nachteile.
In mehreren Foren und bei einigen Umrüstern habe ich mich ausführlich informiert und bin dann zum Entschluss gekommen, CNG zu nehmen.

Der einzige Nachteil, den ich für mich sehe, ist die geringere Reichweite.
Ich habe einen 95 Liter Tank einbauen lassen, das entspricht ca. 18 kg Erdgas, und habe damit eine Reichweite von (nur) 150 km.

Ein gleich großer LPG-Tank hätte eine Reichweite von ca. 450 km.

ABER:
Der LPG Umbau hätte mich knapp 3000 € gekostet.
Der CNG Umbau kostet mich – dank Förderung der EWE – nur 1900 € und hat sich bereits nach ca. 22.000 km Gasfahrt rentiert. Für mich heißt das: Nach gut einem Jahr.

Eine Alternative zu einem 95 Liter Tank wäre noch der Einbau von mehreren Flaschen und einem doppelten Boden im Kofferraum gewesen. Aber auch das wäre für nur ein paar Kilometer mehr Reichweite unverhältnismäßig teuer geworden. Für das gesparte Geld fahre ich lieber ein paar mal mehr an die Tankstelle.

Die nächste CNG-Tankstelle ist keine 10 Kilometer entfernt und liegt fast auf meiner täglichen Route. Ab Frühjahr 2006 gibt es sogar eine Tanke im Nachbardorf. Eine Urlaubsfahrt setzt natürlich eine ziemlich gute Planung und eine längere Fahrtzeit voraus, aber das ist mir die Sache wert.

Interessierten kann ich nur raten, sich den Umrüster sehr gut auszusuchen. Ich habe mir eine ganze Menge Werkstätten angesehen und bei einigen hätte ich nicht mal einen Ölwechsel machen lassen. Mein Umrüster war das Mitsubishi-Autohaus Claas Penning in 26340 Zetel – Neuenburg. Der Juniorchef ist selber offroad-begeistert und die Werkstatt kann man ohne Übertreibung als sehr gut bezeichnen.

Der – bis dahin – einzige Minuspunkt war der Leihwagen: Ein Mitsubishi Carisma, bei dem ich mir beim ersten Einsteigen erst mal kräftig die Birne gestoßen habe 😉

Der Umbau fand vom 14.11.05 bis 18.11.05 statt. Als ich den Wagen Freitag Nachmittag abholen konnte, stand er frisch gewaschen und poliert auf dem Hof.

Eingebaut wurde eine Anlage von Prince Gas.

Hier der eingebaute 95 Liter Tank. Ich plane, ihn noch zu verkleiden und in diese Verkleidung auch mehrere Ablagefächer für allen möglichen Kram zu integrieren.

Weil ich keine Aussenbefüllung mit extra Tankklappe wollte, wurde die Befüllvorrichtung im Motorraum eingebaut. Ich hatte erst gehofft, sie noch in der originalen Tankklappe unterzubringen, das passte aber leider nicht.

Der Motorraum in seiner vollen (dreckigen) Pracht:

Detailaufnahmen des Druckminderers und der Gasrails:

Umschalter mit Füllstandsanzeige:

Und wegen diesen beiden konnte ich nicht noch mehr Gasflaschen einbauen:

Hier noch eine Aufstellung pro und contra LPG / CNG:

– vielen Dank an erdgasfahrer-forum.de –
Vorteile LPG:

höhere Reichweite
Kleinere Tanks (Reserveradmulde)
günstigere Umrüstung (ca.2.500,- €)
z.Zt höhere Tankstellendichte (850 Stk)

Nachteile LPG:

teurerer Kraftstoff
Mehrverbrauch von ca. 20% (niedriger Energiegehalt)
Steuerermäßigung nur bis 2009 (Achtung Wertverlust ab 2009)
keine Förderungen
Tankstellen überwiegend auf Hinterhöfen mit begrenzten Öffnungszeiten
Parkverbot in Tiefgaragen da LPG schwerer als Luft
kaum Werksfahrzeuge (Lada, Daewoo)

Vorteile CNG:

günstigerer Kraftstoff
Höherer Energiegehalt (= Minderverbrauch)
Förderungen der Versorger bis zu 2.500,- €
i.d.R. öffentliche 24h Tankstellen (610 Stk)  bis 2007 ca.1.000 Stk.
Parkerlaubnis in Tiefgaragen da CNG leichter als Luft
Steuervorteil bis 2020
Fahrzeuge ab Werk

Nachteile CNG:

geringere Reichweite
größere u. schwerere Tanks
teurere Umrüstung (ca. 4000,- €)

Meine ersten Erfahrungen nach dem Umbau stimmten mich leider eher skeptisch. Die Umrüstung sah handwerklich sehr gut gemacht aus, und alles war so wie vorher abgesprochen.

Aber von Anfang an gab es Probleme mit dem Umschalten auf Gasbetrieb. Meistens schaltete er nämlich nicht um. Zur Ursachenforschung musste der Wagen mehrere Male wieder zur Werkstatt und ich lernte so nach und nach die neusten Mitsubishi-Modelle als Leihwagen schätzen.

Als Ursachen wurden Probleme mit Undichtigkeiten an den Leitungen vom Druckminderer zu den Rails, einem deswegen auslösenden Sicherheitsventil, einem komplett defekten Rail und einem nicht weit genug öffnenden Ventil ausgemacht.

Die Beseitigung der Fehler haben meine Gasfahrer-Karriere nach dem Umbau noch um gut zwei Wochen verzögert. Wie sagte es mein Umrüster so schön: Die ganze CNG Geschichte steckt noch in den Kinderschuhen und die Umrüster und Kunden leisten zur Zeit noch Pionierarbeit. Na ja.

Nachdem alle Fehler behoben wurden, läuft er jetzt erwartungsgemäß wirklich einwandfrei!

Gestartet wird generell mit Benzin. Die Umschaltung auf Gas erfolgt bei einer Kühlwassertemperatur zwischen 25-30 Grad. Bei meinem Motor bei einer Fahrzeit zwischen 30 Sekunden und knapp zwei Minuten.

Ich kann im Gasbetrieb kaum einen Leistungsverlust feststellen. Klar, wenn man gezielt drauf achtet ist er insgesamt etwas träger, aber bei meiner normalen Fahrweise spielt das keine Rolle und fällt auch nicht weiter auf.

Die Befüllung ist problemlos, und fördert außerdem noch die Kommunikation mit den Mitmenschen. Jedes mal wenn ich an der Tanke stehe, kommen Interessierte zum quatschen und staunen.

Die tatsächliche Reichweite ist stark von den Drücken in den Tanksäulen und der Erdgasqualität abhängig. Ich habe bei ganz leerem Tank schon Befüllungen von 11 bis knapp 17 Kilo gehabt.

Beim CNG unterscheidet man zwei Gasarten: L und H. Hier im Nordwesten gibt es hauptsächlich Erdgas der L-Qualität. Würde ich das hochwertigere H-Gas tanken, würde sich auch die Reichweite etwas erhöhen. So aber sieht mich mein Tankwart mindestens einmal die Woche.

Der Verbrauch hat sich im Mix bei etwa 11,7 kg / 100 km eingependelt.
Bei einem Gaspreis von 0,659 € bezahle ich für 100 km jetzt ca. 7,70 €.
Beim reinen Benzinbetrieb lag dieser Wert bei fast 18,00 €.

So macht mir das Fahren in meinem Cruiser jedenfalls noch ein Tick mehr Spaß, und ich bin mir absolut sicher, wie auch schon bei der Wahl des VZJ95, mit dem Erdgas-Umbau die für mich richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Mehr Bilder und mein aktuelles CNG Spar-Buch gibt es auf meiner Homepage: www.friesen-cruiser.de

Viele Grüsse
Eric

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