Facelift Land Cruiser 70: Alle Infos

Facelift, Turbodiesel und Automatik für den Land Cruiser 70

Toyota ist nicht gerade für übereilte Modellpolitik bekannt. Das gilt wohl am konsequentesten für den Land Cruiser 70, das Arbeitsgerät der Modellpalette. Daran wird genau dann etwas geändert, wenn es nötig wird. Und das ist meistens dann der Fall, wenn die Großkunden einen neuen Sicherheits- oder Emissionsstandard einführen. Als der australische Minengigant BHP Billington zum Beispiel ankündigte, die Mindestanforderung an Flottenfahrzeuge auf „ANCAP 5“ (eine Sicherheits-Einstufung des „Australasian New Car Assessment Program“) zu erhöhen, reagierte Toyota und präsentierte nach vier Jahren Entwicklung eine adäquate Lösung: Der 79 Single Cab bekam strukturelle Verbesserungen am Rahmen und der Kabine, ein paar Airbags und weitere Features, und schon war alles wieder gut.

Ähnliches hat sich auch nun wieder zugetragen. Beim Launch-Event für den neuen Land Cruiser Prado am 1. August 2023 hat Chief Branding Officer Simon Humphries völlig lässig und etwas unerwartet eine weitere kleine Sensation aus dem Ärmel geschüttelt: Der Land Cruiser 70, das große alte Flaggschiff der Toyota-Allradler, bekommt ein großes Facelift. Ich wusste, dass da was kommt, aber der Zeitpunkt hat dann auch mich überrascht. Nach seinem Launch 1984 und dem ersten großen Facelift 2007 ist das bereits die zweite nachhaltige optische Überarbeitung in 39 Jahren. Diese Hektik macht einen fertig, da soll noch einer mitkommen!

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Und so kehrt er nun nach nur 16 Jahren zurück zu runden (jetzt LED-)Scheinwerfern, freistehenden Blinkern und einem Kühlergrill mit Rautengitter und großem TOYOTA-Schriftzug. Darüber thront eine neue, etwas gewöhnungsbedürftig geformte Motorhaube: Wuchtig, massiv und deutlich (!) höher als die leicht abfallende Vorgängerin ist sie, und kurz vor dem Scheibenrahmen hat sie einen Knick, als hätte jemand mit der Handkante reingehauen. Der schönste Beitrag dazu kam von Buschtaxler Dirk: “Auf dem ersten Bild sieht der aus, wie frisch vor die Wand gefahren und von einem indischen Karosseriemaurer aus der Erinnerung restauriert.” Alles in allem ist das neue Gesicht aber ein klarer Verweis auf den J4 und den alten J7 – back to the roots, quasi. Die Rücklichter sind mal wieder in die Stoßstangen gewandert, zumindest beim Launch-Modell. Allerdings sind an den ursprünglichen Stellen lediglich Abdeckungen in der Karosserie. Schon beim ersten Anblick lag die Vermutung nahe, dass sich das nur auf das japanische Modell bezieht. Spy-Fotos vom Werksgelände in Tahara lassen denn auch vermuten, dass andere (vermutlich alle anderen) Märkte die Rücklichter nach wie vor in der Karosserie tragen.

Das war’s auch schon mit der optischen Änderung, und eigentlich könnte ich den Artikel hier beenden. Allerdings…ach komm, wenn wir eh schon da sind: Es gibt da noch eine kleine Änderung.

Der Land Cruiser 70 bekommt den aus Prado und Hilux bekannten 2,8 Liter großen Vierzylinder-Turbodiesel 1GD-FTV. Eine Commonrail-Maschine. Mit AdBlue. Und sechsgang-Automatik.

Nein, Ihr habt Euch nicht verlesen. Und bitte vergesst jetzt das Atmen nicht. In der Tat: Der J7, dieser aus dem Vollen geschliffene Klotz von einem Raubein, dieses unzerstörbare Lastentier, dieser Goldstandard unter den Arbeitsgeräten bekommt einen modernen kleinen Vierzylinder. Das Auto, das jeder gerne vom berühmten und nur mit Hammer und Schraubenzieher bewaffneten Dorfschmied reparieren lassen möchte, ist jetzt automatisiert unterwegs. Dieses Abziehbild der Autarkie tankt demnächst AdBlue. Inklusive AdBlue-Stutzen hinter einem massiven schwarzen Plastikdeckel mitten auf dem linken Kotflügel. Als hätte irgendein Mechaniker den kurz vor Feierabend da einfach hingeschraubt, weil er keine Lust mehr hatte.

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Und jetzt beruhigen wir uns alle wieder ein wenig und hören uns die wichtige Ergänzung an: Der GD-Motor – der hier 151 kW bei 3400 Umdrehungen leistet und satte 500 Nm zwischen 1200 und 3200 Umdrehungen an die Räder schickt – ergänzt die Motorenpalette lediglich. Also im Klartext, und ich weiß nicht, wie oft ich diese Information in den letzten Wochen in die panisch-lauten Diskussionen auf den sozialen Netzwerken gepostet habe: Den 4,5 Liter großen V8-Turbodiesel 1VD-FTV, den 4,2 Liter großen sechszylinder-Saugdiesel 1HZ und den vier Liter großen V6-Benziner 1GR-FE wird es auch weiterhin geben. Und die sind auch weiterhin handgeschaltet…aaaaaber: Der GRJ bekommt optional auch eine Automatik, und das ist eine sehr gute Nachricht.

Erhältlich ist der Vierzylinder z.B. in Australien in allen Karosserie- und Ausstattungsvarianten, es wird also eine vollwertige Ergänzung der bekannten Palette. Zusätzlich gibt es neue Sicherheits-Features wie „Lane Departure Alert“, „Road Sign Assist“ und automatisches Abblendlicht, alles Teil von Toyotas „Safety Sense 3“. Das Instrumentenpanel und die Mittelkonsole wurden ebenfalls überarbeitet und sollen nun eine bessere Übersicht bieten. Mittendrin sitzt nun ein 4,2 Zoll großes „Multi Information Display“. Etwas mittiger im Armaturenbrett gibt es jetzt einen 6,7 Zoll großen Touchscreen, der per Kabel auch mit iOS und Android verknüpft werden kann, 2 USB-C-Anschlüsse gibt es auch. Aber Vorsicht, auch hier bitte nicht gleich einen Herzkasper bekommen: Das ist die top-Ausstattungsvariante. Wie immer wird genau die beim Launch gezeigt. Es wird auch weiterhin andere Versionen geben.

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Und noch ein kleiner Schmunzler zum Schluss: Der Tacho im Vierzylinder geht bis 200.

Nein, auch diese Version wird nicht offiziell über Toyota Deutschland angeboten werden. Aber die bekannten freien Importeure sind allesamt schon dran, 2024 werden wir die ersten zu sehen bekommen. (Nachtrag Januar 2024: TD Experience, Toms Fahrzeugtechnik und Retro Mobility haben sie schon auf dem Hof, derzeit noch als GRJ-Schalter, Tom auch als Automatik. Sandlander kommunizierte sogar schon einen GDJ)

Und wo wir gerade so schön dabei sind, möchte ich noch ein paar Gedanken zu den wildesten Spekulationen loswerden: Nein, ein Ende des J7 war nicht in Diskussion, wirklich nicht. Das IRK (und damit mittelbar auch die anderen NGOs) sowie die Flottenbetreiber haben eine fixe Zusage, dass das Fahrzeug so lange gebaut wird, wie sie es brauchen. Deshalb gibt es ja fortlaufend Änderungen, um ihn den neuen Gegebenheiten anzupassen (Airbags, Traktionskontrolle usw.), damit die Großkunden ihn weiterhin anhand ihrer Vorgaben einkaufen können.

Auch so’n Ding: “Toyota hat den Grenadier gesehen und nun den 7er geändert”. Bitte, Leute, um Himmels Willen…Ineos hin oder her, aber den Gedanken, dass Toyota anhand des Ineos irgendwas “gesehen” hat und deshalb panisch die Modellpolitik ändert, finde ich (sehr mild ausgedrückt) einigermaßen abwegig. Ineos macht nichts grundlegend neu, besser oder anders als der direkte Wettbewerb. Vom Grenadier wurden bislang wie viele ausgeliefert? 10 tsd.? Der J7 Heavy Duty lief seit 1984 zwei Millionen Mal vom Band. In sieben Karosserievarianten und (mit dem neuen Motor) über den Daumen gepeilt knapp 90 verschiedenen Karosserie-/Motor-Kombinationen. Ineos ist (ein wenig überspitzt) Lifestyle. Der J7 ist ein Nutzfahrzeug.

Was den GD-Motor und seine Haltbarkeit angeht: Der GDJ ist kein HZJ, ist klar, und mit diesem Gefühl der apokalyptischen Unzulänglichkeit muss man halt einfach leben. 😉 Im 150er läuft der 1GD-FTV allerdings seit 2015, das sind jetzt 9 Jahre. Von dieser Maschine, die als 2,8er 1GD-FTV und 2,4er 2GD-FTV sowie diversen weiteren Versionen u.a. im Coaster, Dyna, HiAce, Hilux, Innova, LC150 Prado, Fortuner, GranAce, demnächst im Hilux Champ und LC 250 sowie in Booten, Kühlaggregaten, Flurförderfahrzeugen und sonstwo verbaut wird, werden jedes Jahr 750 tsd. Stück hergestellt. Also irgendwas zwischen 6 und 7 Millionen bislang. Und jetzt die Preisfrage: Haben wir im Forum einen Thread darüber, dass die alle ständig kaputt gehen? Ich verstehe die Skepsis, immerhin sprechen wir beim Heavy Duty immer vom Maximum der Haltbarkeit. Aber wir sollten uns nicht von unserer so heiß und innig gepflegten Laufleistungsangst beherrschen lassen. 😉

“Alles ändert sich”: Ich sehe nicht, dass mit dem Facelift irgend eine andere Richtung eingeschlagen wird. Der 77er/76er hat seit jeher eine weichere Federung, weil er für den Personentransport ausgelegt ist. Ob sie jetzt andere Federn verbauen oder nicht (selbst wenn es je nach Markt verschiedene Feder-Varianten gäbe), das sind marginale Anpassungen und völlig im Rahmen dessen, was seit knapp 40 Jahren mit dem 70er gemacht wird: Er wird fortlaufend an die Kundenwünsche und -Bedürfnisse angepasst. Und auch die Optik hat nichts mit einer neuen Ausrichtung zu tun: Auch NGOs und Minenbetreiber mögen es, wenn ein Auto knackig ausschaut. Die kaufen auch so, aber wenn zusätzlich die Optik stimmt, tut das dem sicher keinen Abbruch. Also gibt’s halt ab und zu ein Facelift, drunter steckt ja immer noch das gleiche Auto.

Soviel dazu. Und jetzt, zur Sicherheit, nochmal die wichtigsten Erkenntnisse in aller Klarheit:

  • Der Land Cruiser 70 bekommt ein Facelift.
  • Die Motorenpalette wird durch den Vierzylinder 1GD-FTV ergänzt.
  • Es gibt weiterhin den kurzen 71er, den mittellangen Fünftürer 76, den Troop Carriere 78 und die 79er Pick-ups als Single und Double Cab.
  • Bislang bekommt nur die Version mit dem Vierzylinder die Automatik, alle anderen sind (erstmal) weiterhin handgeschaltet.
  • Der Land Cruiser 70 wird auch weiterhin nicht offiziell in Europa angeboten.
  • Die freien Importeure sind schon längst an diesem Thema dran.

 

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