Der Land Cruiser 200 ist der jüngste Spross der Ahnenreihe der Station Wagon – und auch mit Abstand der größte und massigste Vertreter derselben. Während der kleinere Cousin 150 hierzulande allerdings mit eher überschaubaren 2,8 Litern umherdieselt, lässt Toyota beim 200er keinen Zweifel daran, dass ein großer Allradler auch einen adäquaten Antrieb benötigt: Mit 6 verschiedenen Motoren bekommt man den 200er bzw. seinen Lexus-Zwilling LX570, vom “kleinen” 4-Liter V6 1GR-FE über den etwas größeren V8 Turbodiesel 1VD-FTV und die V8 Benziner 1UR-FE und 2UZ-FE bis hin zum mächtigen 5,7-Liter V8 3UR-FE. Eines ist allen Triebwerken gemein: Sie sorgen für mächtig Vortrieb, mal gediegener, mal brachialer.
Land-Cruiser-Spezialist Extrem in Schwenningen hat unlängst einen URJ202 geliefert bekommen, der nun zur kommenden “Abenteuer & Allrad” noch ein wenig umgestaltet wird. Aber auch in der Serienversion macht dieser 200er mächtig was her: Die Nahost-Version kommt in gediegenem “pearl white metallic” daher, mit Heckklappe hinten (statt der Doppeltür) und getönten Scheiben. Innen wird man von typisch hellem Leder empfangen, hellen Tür- und Armaturenbrettverkleidungen, hellen Teppichen und Holzeinlagen in Türen, Armaturenbrett und Lenkrad. Das allseits vorherrschende beige mag den Mitteleuropäer irritieren, sieht man doch sofort jedes bisschen Schmutz…man muss sich aber vor Augen halten, dass das auf der arabischen Halbinsel genau anders gesehen wird: Sand und Staub ist nunmal hell, da ergibt eine helle Innenausstattung absolut Sinn. Die Holz-Applikationen sind im übrigen gar nicht mal so schlecht, sie fühlen sich griffig an und haben auch eine angenehm gediegene Färbung. Natürlich sind die Sitze von innen belüftet, die 4-Zonen-Klimatronic umweht die Besatzung mit jedweder Temperierung, die zweite Sitzreihe ist ebenfalls verstellbar, das OBD-System mit dem großen Display informiert über alles, was man nicht wissen muss, und die JBL-Anlage bügelt auf Wunsch lässig über den Motorsound hinweg. Frontscheibenheizung (im Nahen Osten?), ein bezeizbares Lenkrad, diverse Leuchten überall, LED-Scheinwerfer, Keyless Go, Außenspiegel mit Memory-Funktion, Schiebedach mit Fernbedienung, elektrische Heckklappe, 220 V Spannungswandler, schnurloses Mobilfunk-Laden, Kühlbox in der Mittelkonsole, LED-Leselampen…es mangelt an nichts. Interessanterweise kommt das Navi übrigens mit einer vollwertigen Europa-Karte!
Unter der Haube schlummert der 1UR-FE, ein mächtiger V8-Benziner mit in diesem Fall angenehmen 234 kW bzw. 318 PS, 448 Nm und Euro 6. Übertragen wird die Kraft über eine butterweich schaltende 6-Gang-Automatik, die der Maschine genügend Raum lässt und sowohl einen starken (wenn auch nicht brutalen) Antritt als auch extrem gemütliches Cruisen ermöglicht. Damit diese Kraft nicht ins Leere läuft, gibt es ESP, A-TRAC, ABS, EBV, MTS und Crawl Control, und das kinetische Fahrwerk schwebt über alle unangenehmen Unebenheiten hinweg. Für die Sicherheit sorgen Front-, Vorhang- und Knie-Airbags, aktive Kopfstützen, die obligatorische Reifendrucküberwachung, Rückfahrassistent mit 4 Kameras und 360°-Funktion (man sieht im Display das Fahrzeug von oben, was allerdings Qualitativ lange nicht so ausgefeilt anmutet wie es der deutsche Oberklassen-Wettbewerb präsentiert), Totwinkel-Assistent mit Heckbewegungswarnern, Spurassistent, Precrash-Safety-Paket mit Bremsfunktion, aktiver Tempomat und die Verkehrsschilder-Erkennung. Ich bin sicher, dass die Liste lange nicht vollständig ist, aber beeindruckend ist sie allemal.
Und wie fährt sich das? Ehrlich gesagt: Grandios. Für ein Fahrzeug dieser Masse und Abmessungen lässt sich der 200er spielend leicht dirigieren, er folgt jeder Richtungsangabe bereitwillig und mit einer leichten und erwartbaren massebedingten Trägheit (aber wirklich nur minimal). Die Beschleunigung ist famos, und der Klang…lieber Himmel, dieser Klang! Wenn man dem V8 kurz freien Lauf lässt, setzt man ein akustisches Statement, dem sich niemand entziehen kann. Es ist nicht infernalisch, nicht unangenehm, nicht übermäßig angeberisch, nein: Es ist exakt die richtige Tonlage, exakt die richtige Frequenz, um eine umfassende Gänsehaut und das typische nicht mehr aus dem Gesicht zu bekommende Grinsen zu erzeugen.
Nur dem Durchschnittsverbrauch tut das ganz und gar nicht gut. Denn wer in diesem Land Cruiser sitzt, kann einfach nicht anders, als dem V8 die Sporen zu geben. Da helfen auch die 137 Liter Tankinhalt nicht viel.
Wer 89.990 Euro übrig hat (für die hier gezeigte GXR-Version bzw. 78.900 für die Standardausführung) und auf der Suche nach einem adäquat-überlegenen Fortbewegungsmittel ist, kann sie kaum besser investieren.
Extrem wird diesen 200er übrigens auf der “Abenteuer & Allrad” präsentieren. Allerdings wird er, wenn ich die Andeutungen richtig auslege, dann etwas anders aussehen als hier auf den Bildern.
Diskussion im Forum: http://forum.buschtaxi.org/land-cruiser-urj200-der-dampfhammer-t60915.html
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