Meinung: Nein, es gibt nicht “DIE EINE” Antriebslösung

“It’s carbon that is the enemy, not a particular powertrain. I think people don’t realise how much carbon we’ve reduced in 22 years in the Australian domestic market.” Das sagte unlängst Sean Hanley, Vertriebs- und Marketingchef Toyota Australia. Und weiter: “We all want carbon neutrality, we all want to get down to zero emissions, but you’ve got to do it in a practical and well-thought-out way.” Auch er ist frustriert von der öffentlichen Konzentration auf den Elektroantrieb als DIE EINE vermeintlich heilsbringende Lösung.

Nun ist Australien ein gänzlich anderer Markt als Westeuropa, mit völlig anderen Voraussetzungen und ganz anderen Bedürfnissen. Die Grundaussage aber bleibt: Für jedes Problem gibt es eine Lösung, für jede Anwendung einen geeigneten Antrieb. Das bringt es aber mit sich, dass verschiedene Antriebskonzepte parallel existieren müssen: Der große Diesel wird weiterhin gebraucht, während in anderen Bereichen der reine E-Antrieb klare Vorteile hat. Toyota Technik-Pressesprecher Ralph Müller hat das unlängst in einem Vortrag in der Toyota Collection schön herausgearbeitet: Er hat die diversifizierte Strategie Toyotas erläutert, Zahlen und Fakten präsentiert, sinnvolle Kompromisse herausgearbeitet. Sachlich und ohne Scheuklappen, nur so können Probleme gelöst werden. Und dass wir im Bereich der Mobilität diverse Probleme haben, sollte jedem klar sein.

Deshalb ist es für mich kein Widerspruch, dass sowohl Land Cruiser 300 als auch der neue Prado in naher Zukunft auch als Hybride erhältlich sein werden. Parallel – wohlgemerkt! – zu den Diesel- und Benzin-Varianten. Denn diese wird es weiterhin geben, ohne absehbares Ende. Nicht in allen Märkten, klar, aber es gibt sie. Es ist für mich kein Widerspruch, dass es auf dem Aftermarket reine Elektro-Varianten des Land Cruiser 70 gibt, denn z.B. “unter Tage” oder im Revier ergibt das absolut Sinn. Es ist kein Widerspruch für mich, wenn es den 70er in Japan zukünftig mit dem 2,8 Liter Vierzylinder 1GD-FTV gibt, wenn man alte Land Cruiser aus Gründen der Nachhaltigkeit so lange wie möglich fährt oder wenn man parallel zum Reisegefährt mit 4,2 Liter Saugdiesel “zu Hause” ein kleines Elektroauto fährt. Jedes Problem hat seine Lösung, alles davon macht auf seine Weise Spaß. Borniert-kurzsichtige Schubladenüberzeugungen wie “ich fahre nie elektrisch” oder “alte Diesel zerstören die Umwelt” verhindern zuverlässig eine zielführende Auseinandersetzung mit tauglichen Lösungen.

Was ich mir wünsche? Dass diese kreuzdämliche Frontenbildung wieder ein Stück in den Hintergrund gerät. Und dass Meinung wieder durch Information gestützt wird. Wer das Ende des Verbrennungsmotors fordert, liegt in meinen Augen genauso falsch wie sein Gegenüber, das den E-Antrieb grundsätzlich ins Lächerliche zieht. Früher gab es mal die pure Begeisterung für Technik: Wer die in sich trägt, ist in der Lage, fernab religiöser Indoktrination sachlich über sinnvolle Lösungen zu sprechen. Und genau das brauchen wir, wenn wir die Mobilität der Zukunft zielführend, ressourcenschonend und angenehm gestalten wollen.

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