Wer sich in den 80er/90er Jahren ein wenig in der deutschen Offroad-Szene tummelte, kam um einen Namen und die damit verbundene Geschichte nicht herum: Heinrich Wangler, einer der drei Wangler-Brüder, war als Testfahrer maßgeblich an der Entwicklung des Mercedes G beteiligt und fuhr mit seinem Eigenbau-560er G bei der Deutschen Geländewagen-Meisterschaft teilweise alles in Grund und Boden. Was für eine Show! Diese Qualitäten plus der nicht ganz unentscheidende Umstand, dass Heinrich katholisch war, brachten ihm in den 80ern dann auch noch einen ganz speziellen Job ein: Im perlmuttfarbenen 230G mit güldenen Felgen avancierte er zum päpstlichen Chauffeur, als jener in Deutschland weilte.
Das “Papamobil” hat eine lange Tradition, und unzählige Marken und Modelle haben sich dieses Themas angenommen. Und amm ehesten ist die päpstliche automobile Geschichte wohl mit der großen Marke aus Untertürkheim verbunden, auf den meisten Bildern trägt die päpstliche Motorkutsche einen Stern auf der Haube. Das erste offizielle und eigens nur dafür eingesetzte Papamobil jedoch, das 1976 mit dem winkenden Papst Paul VI. durch die Menge auf dem Petersplatz gelenkt wurde – das war ein Toyota Land Cruiser. Ein FJ40, um genauer zu sein, auf den sich auch sein Nachfolger Papst Johannes Paul II noch bis ins Jahr 1980 nur allzu gerne verlassen hat:
Auch im Ausland wurde immer wieder ein Land Cruiser eingesetzt, so zum Beispiel mit diesem wilden Umbau im Jahre 1979 beim päpstlichen Besuch in der Dominikanischen Republik:
Letztes Jahr besuchte Papst Franziskus Lateinamerika. Und das nahm der größte bolivianische Toyota-Händler “Toyosa” zum Anlass, die Tradition fortzuführen: Im weißen Land Cruiser GRJ79 mit großer offener Polycarbonat-Kuppel, luxuriösem drehbarem Sessel auf der mit dickem roten Teppich ausgelegten Ladefläche und natürlich dem üblichen Kennzeichen “SCV 1” wurde das Oberhaupt der katholischen Kirche am 5., 8. und 9. Juli 2015 chauffiert – und hielt sogar von der Ladefläche herunter Ansprachen. Die Lage der besuchten Orte, der enge Zeitplan und nicht zuletzt die Sorge um die äußere Erscheinung des Sonderumbaus führten dazu, dass der 79er sinnvollerweise im Hubschrauber von Einsatzort zu Einsatzort gebracht wurde. Eines Land Cruisers nicht unbedingt würdig, aber nachvollziehbar.
Die Umrüstung geschah direkt auf Anweisungen der vatikanischen Sicherheitsbehörden und folgte dabei den Wünschen des Papstes, der sich explizit eine offene Kuppel gewünscht hatte, statt sich der üblichen Paranoia folgend komplett abzuschirmen. Der 4-Liter Sechszylinder Benziner wurde, man ahnt es, aufgrund der Lage Boliviens gewählt.
Ob dieses weiße Prachtstück anschließend ebenfalls in das päpstliche Automuseum in die Vatikanstadt überführt wurde, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.
Diskussion: http://forum.buschtaxi.org/auch-der-papst-fahrt-hin-und-wieder-land-cruiser-t54436.html
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