Land Cruiser 60: Erneuerung der hinteren Radläufe

Ein Bericht von Buschtaxi-Mitglied Gerd

Da ich von Karosseriearbeiten seither eigentlich überhaupt keine Ahnung hatte, musste ich mich erst mal über das Thema informieren. Sehr geholfen hat mir dabei der Katalog vom „Korrosionschutz-Depot – Dirk Schucht” (siehe auch www.Korrosionsschutz-Depot.de bei den Links). Dort habe ich mir auch den Großteil der benötigten Werkzeuge und Materialien bestellt. Im Gegensatz zu den „Fachgeschäften” hier in der Gegend ist dort alles relativ günstig.

Sehr informativ sind auch die auf Wunsch mitgelieferten Heftchen, Z.B. „Der kleine Blechkurs” oder „Anleitung zum Arbeiten mit Karosseriezinn”.

So, nun genug der Schleichwerbung. Nachdem alles benötigte organisiert war, musste erst mal in der Werkstatt eingeheizt werden:

Als erster Schritt wird das ganze vom Rost befallene Blech entfernt. Dabei kam hauptsächlich die Knabberblechschere zum Einsatz. Mit Ihr kommt man auch durch die Sicken durch und das Blech verzieht sich nicht beim Schneiden. Vorsicht: Die Ausschnitte groß genug herstellen, damit man später mit der Absetszange und dem Schweißapparat rankommt!

In den folgenden Tagen habe ich mich damit beschäftigt, penibelst den ganzen umliegenden oberflächigen Rost zu entfernen, was ich aber nicht fotografiert habe. Beim Schweller hinten links half nur die Totaloperation.

Auffällig (aber auch logisch) ist, dass besonders die Knotenpunkte, also wo mehrere Bleche aufeinanderliegen, befallen sind. Auf der linken Seite wurde wahrscheinlich sorgfältiger der Hohlraumschutz eingebracht, dort sind die Knotenpunkte nicht befallen (?).

Das Bild zeigt den Übergang Schweller / Radlauf unter der hinteren Tür rechts und den Bereich C-Säule / Radlauf, auch hinten rechts. Man sieht auch meinen ersten „schnitt” unterhalb der Sicke, vom ersten, zu kleinen Loch.

Dann ging es daran mit Karton Schablonen für die Reparaturbleche von den inneren Radläufen abzunehmen, diese aufs Blech zu übertragen und auszuschneiden,….

… in die Richtige Form zu bringen…

…und anzupassen.

Zwischenzeitlich hatte der Schweißprimer auch genug Zeit zum trocknen.

Jetzt wird’s ernst. Mit mulmigen Gefühl versuche ich mich an meinen ersten Blechschweißarbeiten überhaupt. Schnell stelle ich fest, dass an den Stellen, an denen ein Schweißpunkt hin soll, der Primer wieder entfernt werden muss. Ich punkte die Bleche „auf Kante”.

Auf dem oberen Bild ist die Abkantung, die mit der Absetzzange hergestellt wird, gut zu erkennen. Dort wird das Blech später „überlappend” hinein gelegt, damit es bündig mit dem „Originalblech” ist.

Dann geht es an die Vorbereitung der Radläufe. Diese habe ich übrigens bei KEBA geholt. Als Leihe kann ich „behaupten”, dass die Dinger gut gepasst haben…. ich hab ja auch keine Ahnung wie die anderen passen?

Im Abstand von ca. 3 cm habe ich 6mm-Löcher gebohrt.

Lehrgeld bzw. Erfahrung: Die Löcher auf jeden Fall von innen nach außen bohren! Man kommt zwar schlechter hin, muss sich nachher aber nicht mit dem Bohrgrad rumärgern. Beim verschweißen schmilzt er bzw. kann danach leicht entfernt werden!

Dann wird Schweißpunkt für Schweißpunkt ausgefüllt. Man soll sich ruhig Zeit lassen dabei, damit das Blech wieder abkühlen kann und sich nicht verzieht. Nicht vergessen: Schweißprimer entfernen…. Trotzdem macht es hin und wieder „pling” und ein Schweißpunkt hat sich gelöst. Natürlich meistens an den Stellen, an die man nur mit Akrobatik hinkommt…

Nachdem die Schweißpunkte wieder eben geflext sind (und wieder macht es „pling”…) geht es ans Verzinnen. Sicher, man könnte auch alles spachteln. Karosseriezinn soll aber den überlappenden Blechen deutlich mehr Stabilität verleihen und kann in höherer Schichtstärke aufgetragen werden. Karosseriespachtel blättert, besonders bei dickeren Schichten, angeblich gerne ab.

Als erste Schritt wird die Verzinnungspaste aufgetragen…

die anschließend mit dem Gasbrenner erhitzt werden muss.

Die Oberfläche sieht nun so aus, als ob sie sofort losrosten wollte…

Durch die Verzinnungspaste wird das Blech so vorbereitet, dass das Zinn nachher haftet (sorry, Chemie hab ich mit Mangelhaft abgeschlossen).

Mit dem Gasbrenner wird das Blech auf einer ca. 7 x 7 cm großen Fläche erhitzt, gleichzeitig muss man auch die Zinnstange mit in die Flamme halten. Wenn alles die richtige Temperatur hat, wird das Zinn aufs Blech „getupft”, weiter erwärmt und mit einer Holzspachtel verstrichen bzw. eben gezogen. Die Konsistenz erinnerte mich an den Fugenspachtel mit dem Gipskartonplatten verspachtelt werden, nur dass das Zinn bei fehlender Erwärmung schlagartig hart wird. Zum Glück kann man es aber erneut erwärmen. Manchmal wird das Zeug auch zu warm – und schwupps rinnt alles auf dem Boden.

Ein stinknormaler „Campinggasbrenner” reicht übrigens für die Arbeiten aus.

Nach erfolgreicher Verzinnung wird das überschüssige Zinn mit einem „Karosseriehobel” und sehr grobem Schleifpapier wieder abgetragen.

Weitere Spachtelgänge (aber Dünnschichtig!) lassen sich, angeblich auch bei den Profis, nicht vermeiden. Langsam wird die Reparaturstelle auch zum lackieren vorbereitet.

Huups, was kommt den da zum Vorschein? Das Scheusal zeigt Teile seines ehemaligen Kleides….

Der Rest ist eigentlich nicht aufregend: Karosseriespachtel…..

….schleifen, ggfs. Vorgang wiederholen, dann Spritzspachtel aufbringen…

….schleifen, ggfs. Vorgang wiederholen, Filler / Grundierung aufbringen….

….schleifen, ggfs. Vorgang wiederholen, Decklack aufbringen….

…inzwischen sind auch die restlichen Stellen wieder blau lackiert.

Leider hab ich für das „Oberflächenfinish” nicht das richtige Händchen (ging mir schon beim Rigipsspachteln so…), man sieht schon ein paar Unebenheiten.

Resümee:

Habt keine Angst davor, diese Arbeiten selbst zu erledigen! Bei etwas Handwerklicher Begabung und die Möglichkeit eine Garage / Werkstatt benutzen zu können, kann es nur gut gehen!

Soll die Lackierung perfekt sein, kann man den Wagen so vorbereitet immer noch zum Lackierer bringen.

Den Faktor Zeit hatte ich Anfangs sehr unterschätzt! Mein Auto stand gute 3 Wochen in der Garage, fast jeden Abend arbeitete ich 2 – 4 Std. daran. Sicher, ein Profi hätte es bestimmt schneller gekonnt, nur, hätte er auch den ganzen Rost in den hintersten Winkeln entfernt?

Das benötigte Werkzeug ist auch nicht gerade billig, aber bestimmt günstiger, als die Arbeiten beim Karosserieflaschner durchführen zu lassen.

Und da das ja unser Hobby ist, spielt der Stundenlohn ja keine Rolle…

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